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Sonntag, 28. März 2010

Wie Allah mir das Herz für den Islam öffnete

Manche meiner Leser werden sich vielleicht dafür interessieren, wie es dazu kam, dass ich den Islam annahm. Deshalb möchte ich hier meine Geschichte mit euch teilen...


Religiös war ich eigentlich schon immer. Aufgewachsen in einer ziemlich streng christlichen Familie, kannte ich mich mit dem christlichen Glauben bestens aus, konnte problemlos aus der Bibel zitieren und machte gerne Dawa für das, woran ich glaubte, wann immer sich die Situation ergab. Kurz gesagt: Ich war felsenfest von meinem christlichen Glauben überzeugt.
Da es von dieser Sorte Christen heutzutage nicht mehr allzu viele gibt, hatte ich neben meinen Freunden aus der Kirche, nicht wirklich viele Bekanntschaften, mit denen ich gerne Zeit verbrachte. Andere Jugendliche, die nicht religiös waren, hatten einen ganz anderen Lebensstil und andere Ansichten als ich. Die einzigen, mit denen ich mich gut verstand, waren meine muslimischen Freundinnen aus der Schule. Deren Eltern erlaubten auch viele Sachen nicht, so wie meine. Und sie glaubten auch an Gott und den Jüngsten Tag. Mit ihnen konnte ich mich ganz entspannt über Religion unterhalten, ohne gleich in ein Streitgespräch zu geraten und meinen Glauben verteidigen zu müssen. Ich schätzte sie und sie schätzten mich, weil wir uns so ähnlich waren.
Insgeheim taten wir uns aber gegenseitig Leid, weil jeder von uns überzeugt war, der andere hätte den "wahren" Weg noch nicht gefunden. Manchmal endete das in kleinen Diskussionen: Was glaubst du? Wie ist das bei euch? Ich bin aber überzeugt, dass ich in dem Punkt recht habe! Wir beendeten diese kleinen Streitereien dann immer lachend mit dem Satz: Ok, später, am Jüngsten Tag, werden wir ja sehen, wer Recht hatte!
Die Dinge, die mir meine Freundinnen damals über den christlichen Glauben erzählten, machten mich zuerst ganz schön wütend. Sie behaupteten zum Beispiel, dass der Text der Bibel im Laufe der Zeit verändert worden war. Das fand ich eine Frechheit! Und wenn ich sie nach Beweisen dafür fragte, sagten sie nur, sie würden sich nicht so gut damit auskennen, aber man könne es in Büchern nachlesen. Was sollen das denn für Bücher sein, dachte ich mir wütend.
Die Zeit verging, ich beendete die Schule und ging jetzt zur Uni. Aber manche Dinge, die meine Freundinnen mir damals gesagt hatten, gingen mir immer noch nicht aus dem Kopf, auch nach Jahren nicht. Inzwischen hatte ich mich intensiver mit der Bibel und dem christlichen Glauben beschäftigt und manchmal bekam ich ein flaues Gefühl im Magen und hatte so meine Zweifel. Nicht alles erschien mehr so einfach und logisch wie damals, als ich noch jünger war. Ich hatte Fragen, die mir auch mein Vater nicht erklären konnte, was er auch offen zugab. Das verunsicherte mich sehr. Das ging soweit, dass ich nicht einmal mehr sicher war, ob ich der Bibel als Buch vertrauen konnte und ob der christliche Glaube, so wie er heute besteht, die Religion ist, die Gott von uns Menschen akzeptierte.
Also traf ich eine Entscheidung: Ich würde so viel wie möglich über die Geschichte der Bibel und des Christentums nachlesen, und gleichzeitig würde ich mich auch ausführlicher über den Islam informieren, denn vielleicht haben diese "Muslime" ja Recht... So ganz war ich davon zwar nicht überzeugt, aber ich spürte, dass bei jeder Gelegenheit, wenn im Fernsehen etwas über den Islam lief, oder ich Muslime auf der Straße sah, oder ich mir islamische Websites anschaute, mein Herz sich nach etwas sehnte...
Meine intensiven Nachforschungen schockierten mich zutiefst. In diversen Büchern hielt ich Schwarz auf Weiss die Beweise dafür in der Hand, dass die Bibel Widersprüche enthielt. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich mir. Ich fühlte mich, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Das, woran ich mein Leben lang glaubte, woran meine Familie glaubte, der Weg auf dem ich Gott dienen und nah sein wollte, war eine Täuschung. In diesem Moment fühlte ich mich wie der einzige Mensch auf der Welt. Nur ich und Gott, und immer wieder betete ich dafür, dass Gott mir den richtigen Weg zeigen würde. Ich war zutiefst erschüttert.
Von all dem durfte meine Familie aber nichts mitbekommen, denn dann würde es Ärger geben, das wusste ich. Ich kannte sie gut genug, ich wusste, dass sie zu dem Zeitpunkt nicht bereit waren ihr Herz für das zu öffnen, was ich ihnen zeigen wollte. Also behielt ich alles für mich.
Nachdem mir klar war, dass der christliche Glaube nicht das war, wofür ich ihn hielt, begann ich damit, Bücher über den Islam zu lesen. Und immer wieder betete ich zu Gott: Ich bin verwirrt und weiss nicht weiter, nur Du kannst mich leiten, bitte leite mich und beschütze mich davor den falschen Weg zu gehen.
Die Bücher, die ich las, fand ich faszinierend. Es überraschte mich, wieviele Gemeinsamkeiten es zwischen dem christlichen Glauben und dem Islam gab. Immer verglich ich alle neue Information mit dem Wissen, dass ich aus den anderen prophetischen Büchern hatte, und wenn ich etwas nicht verstand, schrieb ich es auf eine Liste und recherchierte weiter nach der Antwort.
Nach einigen allgemeinen Büchern über den Islam und einigen Websites entschied ich mich schließlich den Quran zu lesen. Ich hatte ein Exemplar mit arabischem Original, deutscher Übersetzung und Tafsir. Ich begann mit Surah al-Fatiha und fand es unbeschreiblich schön und beruhigend. Oft war ich immer noch skeptisch, ich hatte Angst eine falsche Entscheidung zu treffen, die ich vor Gott verantworten musste. Also war ich sehr vorsichtig. Aber das Lesen des Quran war einfach so schön, es ist schwer in Worte zu fassen...
Als ich ca. die Hälfte des Quran durchgelesen hatte, waren alle meine Zweifel beseitigt, ich saß weinend mit dem geöffneten Quran in meinen Händen da und wusste, dass das Allahs Worte an die Menschen waren. Mein Herz und mein Verstand waren bereit, den wichtigsten Schritt zu tun, und da sagte ich zum ersten mal in meinem Leben die Shahada: Ashhadu an la ilaha illa-llah, wa ashhadu an Muhammad rasulu-llah --- Ich bezeuge, dass es keinen Gott ausser Allah gibt, und ich bezeuge, das Muhammad der Gesandte Allah's ist!
Die Ruhe und der Frieden, die mich daraufhin überkamen sind nicht in Worte zu fassen. Ich war endlich angekommen und ich fühlte mich Allah so nah.

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